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Kurze Nachlese zum Rüninger Weg

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Es ist ein grauer nieseliger Donnerstag im Oktober, der 12.10.23, als die Stadtverwaltung Bürger und Anwohner zu einem Termin vor Ort einlädt. Aber zu einem zivilisierten Austausch kommt es nicht.

So emotional hängen Anwohner am gefühlt wichtigen Recht, überall parken zu dürfen, dass sie den Vorschlag der Verwaltung, dort markierte Parkbereiche einzurichten, schon als persönlichen Angriff werten. Dass im Straßenraum nur sechs Parkplätze genutzt werden, spielt keine Rolle. Dabei liegen die Tatsachen auf der Hand: der Verkehrszählung nach fahren fast alle Radfahrer auf dem Gehweg. Es mag Gewöhnung sein, führt aber auch dazu, dass die Radfahrer, die nicht den fürs Rad freigegebenen Gehweg nutzen, dann auf der Straße als Außerirdische betrachtet werden. “Da braucht man als Kraftfahrzeugführer dann wirklich keinen Abstand halten, die müssen es ja wissen.” Die Parkplätze im öffentlichen Straßenraum wirken als Hindernis für Radfahrer, die dann selbst von Autos knapp überholt werden. Tempo 30 darf nicht angeordnet werden.

Hochemotionale Parkplätze

Dabei kann die aus Wolfenbüttel stammende Dame und tägliche Berufspendlerin, die auf den rechtsfreien Raum Rüninger Weg hingewiesen hatte, inzwischen konstatieren, es sei besser geworden. Sie werde auf dem Rad nicht mehr so oft genötigt, angehupt und abgedrängt. Eine Lösung sieht für sie anders aus als die Einrichtung von fixen Parkbuchten, wie sie noch vor Ort vorgeschlagen werden. Ein Wegfall aller scheinbar aus Bequemlichkeit genutzten Parkflächen wäre für sie das Mindeste.

Die Stimmung vor Ort lässt sich nicht besser zusammenfassen, als in dem einen Satz des Radverkehrsbeauftragten und seiner Erwiderung:
“Die Zielsetzungen der Stadt sind es, dass mehr Personen vom PKW aufs Fahrrad umsteigen.”
“Genau das kotzt mich an!”

Bundesstraße für den Radverkehr

Bemerkenswert sind die abschließenden Worte des Radverkehrsbeauftragten Cochet-Weinand, ein Faktencheck: Er stellt fest, dass ein Radweg auf dem 3,60m-4,00m breiten Seitenraum heute nicht mehr zulässig ist. Er betont aber noch mehr die Bedeutung der Verbindung, er sagt, wir sprechen hier “vom Alltagsradverkehr, und nicht nur vom Verkehr innerhalb eines Stadtteils, sondern von Stadtteil übergreifenden-, sogar gemeindeübergreifenden Radverkehr, Da spielt eine ganz andere Musik drin, also, wenn Sie es mit dem Auto vergleichen, sprechen wir eher für den Radverkehr eher von der Bundesstraße, als dass wir hier von einer Anwohnerstraße sprechen, also von der Netzbedeutung, das ist was Wichtige, was man eigentlich da verstehen muss warum das so wichtig ist.

Noch schnell den Radschnellweg beschließen

Die Anwohner wünschen sich, dass eine Veloroute und ein Radschnellweg auf der Leipziger Straße beschlossen wird, damit hier auf dem Rüninger Weg nicht noch einmal Kosten produziert werden. Die Komplexität und Problematik solcher Entscheidungen mit einer Querung des Autobahnkreuzes Süd beispielsweise wird nicht besprochen.

Wir warten ab auf den großen Plan.

Die Verwaltungsvorlage vom 26.10.23 sieht keine Änderung beim Thema Parken vor.

Stilblüten

Zur Unterhaltung gibt es am Ende noch einige Stilblüten.
Die Lustigste beim Rüninger Weg sind die vielfachen Widersprüche in jeweils einem Satz:

Ich lebe hier seit 40 Jahren, sehr gern,
aber wenn mir einer die Bude abkaufte ich wäre
morgen fort.

Es gibt kein Problem mit dem Radweg, der ein Gehweg ist,
außer die Radfahrer,
aber nur die Unbelehrbaren fahren hier auf der Straße.

Dem Zustand nach ist der Weg wirklich hin,
auf keinen Fall wollen wir aber dass sich etwas ändert.

2.000 Fahrzeuge an einem Tag*, soviel? Das kann nicht sein!
Aber Hauptsache, der Durchgangsverkehr hört bald auf durch die neue Brücke in Leiferde.
*(Anwohnerstraße)

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