Das Dortmunder Büro planersocietaet hat nach umfangreicher Untersuchung einen vergleichsweise kurzen Bericht (58 Seiten) zum Zustand des Braunschweiger Radverkehrsnetzes vorgelegt. Der am 22.11.24 im ratsinfo veröffentlichte Bericht (Downloadkopie unten) zeigt erhebliche Mängel auf. Vieles ist für Radfahrerinnen in Braunschweig nicht neu, und es kann sein, einige Ortsansässige werden im Detail andere Prioritäten setzen. Aber das Resultat ist in Klarheit schlichtweg seiner erdrückend. Der Zustand des Braunschweiger Radnetzes ist teilweise unterirdisch schlecht.

Erdrückende Klarheit
In drei Kategorien wurde geprüft –
- Radwegfurten, also durchgehende Führungen bei Einmündungen,
- Radwegeinfrastruktur, also vorrangig die Breite der Radwege und
- Hindernisse wie Poller, Pfosten, Verkehrsschilder, Masten, direkt im oder ohne Abstand angrenzenden Verkehrsraum.
An 25% der Furten gibt es ein sehr hohes Gefährdungspotential. An 50 Einmündungen sollte kurzfristig umgebaut werden. Von 1.669 Hindernissen sind 720 kurzfristig zu sichern. 133km von 610km Radnetz sind zu eng, es besteht kurzfristiger Handlungsbedarf.
Kritisch sehen wir, dass im Bericht (unter anderem) auch nach gesundem Menschenverstand völlig eindeutig gestaltete Furten als Handlungsbedarf auftauchen, weil die Regelwerke hier praxisfern sind. Hier wäre im Weiteren ein Vorgehen mit Augenmaß angebracht, sodass nicht knappe personelle und finanzielle Ressourcen für ausgedehnte Markierungsarbeiten aufgewendet werden, die für die Verkehrsteilnehmer keinen Unterschied machen.
Alle diese Kategorien können Ursache für leichte oder schwere Unfälle im Radverkehr sein. Sie begünstigen Fehlverhalten oder führen unter unglücklichen Umständen zu Kollisionen mit verletzten Menschen. Es gilt der Grundsatz: Fahre nie schneller, als die Umstände erlauben. Doch bei systematischer Benachteiligung des Radverkehrs durch gefährliche und unfassbar schlechte Infrastruktur kann von einer systemischen Größe ausgegangen werden. “Unfälle” werden gemacht, also fahrlässig wahrscheinlich herbeigeführt oder durch Unterlassung und Verschleppung von Maßnahmen zur Verkehrssicherheit in Kauf genommen. Es ist an den Radfahrerinnen, diese für ein reiches Industrieland unhaltbaren Zustände nicht länger hinzunehmen.
Es könnte an keiner Stelle klarer formuliert sein als auf S. 40 – 135 km Radinfrastruktur sind illegal, weil sie nicht der StVO entsprechen. Die Breite ist durch Parkplätze eingeschränkt. Das kann geändert werden!
Wollen wir weniger Verletzte, oder mehr Platz für private Kraftfahrzeuge?


Für Autofahrer sind beispielhafte “Hindernisse”: Staus, Ampeln, Baustellen. Für Radfahrer stehen Hindernisse mitten auf der Fahrbahn
Es ist verständlich, dass die Braunschweiger Stadtverwaltung diese Gefahren nicht innerhalb von Monaten wird beseitigen können. An jedem Hochbauobjekt wird es eine Liste an Mängeln geben wie Wärmedämmung, Hochwasserschutz oder Sicherheits- und Elektroanlagen, welche nicht sofort behoben werden können. So ist es auch bei Straßen. Doch was uns frappiert ist, dass sinnvolle Sofortmaßnahmen eben nicht getroffen werden, abgesehen von Markierungen. Es gibt -bis auf eine- keine umgewidmeten Fahrspuren und keine Radwege auf Passagen, an denen Parkplätze entfallen könnten, keine Modalfilter (Durchfahrtssperren) auf Fahrradstraßen. Erinnern wir uns: Baumaßnahmen im Standard wie Kurt-Schumacher-Straße, Humboldtstraße, St. Leonhard (R. Nord) gehen ausschließlich zu lasten der Gehwegbreite.
Wir nehmen an: Es handelt sich um eine Weisung von ganz oben, dass sinnvolle Maßnahmen (Kalenwall, Bruchtorwall, Güldenstraße, Fahrradstraßen) komplett blockiert werden.
Sofortmaßnahmen: Null
In diesem Sinne: