Am 28.10.24 stellte die Stadtverwaltung Braunschweig einen groben Verlauf für eine Veloroute in die südwestlichen Teile der Stadt vor. Richtung West bot sich an aufgrund der bereits beschlossene Veloroute 4 “Helmstedter Straße” in Richtung Südosten. Insgesamt verlief die Veranstaltung sehr sachlich und sehr viel näher am Thema als die Vorstellung für Veloroute 4 vor einem Jahr. Ein Grund: Es muss Stand heute kein Geld mehr für den Straßenausbau von Anwohnern bezahlt werden. Vorrangig am Mikro waren die Leiterin der Straßenplanung Frau Niemann und der Radverkehrsbeauftragte Cochet-Weinand.
Frühe Bürgerbeteiligung schafft Akzeptanz
Die frühe Bürgerbeteiligung wurde von den Mobilitätsverbänden ganz klar begrüßt. Sie waren in Vorüberlegungen zur Trasse eingebunden. Die Veranstaltung sollte somut vor allem dazu dienen, Sorgen von Anwohnern wahrzunehmen. Sorgen um Parkplätze, um Sperrungen, Angst vor zu vielen Radfahrern. So wurde beispielsweise der umgestaltete Frankfurter Platz mehrfach von Bezirksräten und dem Bezirksbürgermeister erwähnt. Es gibt allerdings aktuell auf dem Platz keinerlei Einschränkungen für die Durchfahrt des motorisierten Verkehrs.
Wie kam man nun zu der Route über den Lehmanger? Die Münchenstraße bietet sich an, weil sie die nördlich liegenden dichten Wohngebiete anbindet. Das wurde von den Bezirksräten der Weststadt thematisiert.
Das nennt man Potentialanalyse: Eine Untersuchung, wie viele Menschen man mit einer Veloroute erreicht. Hier stehen 17.200 Einwohner auf der Münchenstraße 16.600 Einwohnern in 2 Minuten Entfernung entlang des Lehmangers gegenüber. Wobei auch abgewogen wurde: den nördlichen Teil der Weststadt ist nicht dabei in der schraffierten Fläche und – größere Einwohner-Anteile beider Korridore liegen sogar innerhalb des Autobahnrings.
Warum nicht Münchenstraße?
Die kurze Antwort: Es sind Radwege da auf der Münchenstraße, auf dem Lehmanger kann man das Angebot für den Radverkehr unkompliziert deutlich verbessern. Eine genaue Untersuchung der Münchenstraße hatte vorher stattgefunden. Wir werden dazu noch einmal getrennt berichten. Denn aus dem Aktivenkreis der Verbände haben sich Menschen deutlich für die Münchenstraße eingesetzt. Dabei kam heraus, dass ein Umbau im Straßenraum wenig überraschend Geld kostet. Schwerwiegender wogen allerdings die Punkte Grunderwerb und Entfall von Bäumen. Wir werden das später detailliert darstellen.
Man kann viel gewinnen auf dem Lehmanger
Trotzdem fiel die Entscheidung für den Lehmanger. Zum einen gab scheint eine Route finanziell günstiger zu werden. Das macht eine baldige Umsetzung wahrscheinlicher. Zum anderen handelt es sich um eine Route, die eine eigene Attraktivität hat, fern von verkehrsbelasteten Straßen und vielen Lichtsignalanlagen, Ampeln. Die Route soll künftig trotzdem für schnelle Radfahrer geeignet sein.
Wird der Lehmanger keine Durchfahrt mehr haben?
Wenn nun der Lehmanger für den Radverkehr attraktiver? Natürlich, mit der Reduktion von Auto-Durchgangsverkehr. Es verläuft Bus-Linienverkehr auf der Route, was nicht als Hindernis gesehen wurde. Trotzdem wollte man sich auf Nachfrage seitens der Stadtverwaltung nicht festlegen, ob und wie die Durchfahrt der Straße gesperrt werden würde. Es gäbe mehrere Möglichkeiten. Es klingt hart, aber es gibt für den Autoverkehr gute Alternativen. Und die Hugo-Lutter-Straße oder Arndtstraße sind mit 3.500 und 2.800 KFZ für den Radverkehr keine gute Routen, aufgrund des Durchgangsverkehrs. Soviel ist klar: Eine Veloroute hätte hier ohne reduzierende Maßnahmen keinen Sinn. Deutlich unter 2.000 sollten es werden. Es gibt sehr viele Straßen ausschließlich für Autofahrer, auf diese eine kann man auch verzichten. Der Gewinn ist klar, wenn auch nicht bewusst: Je mehr Leute Rad fahren, desto weniger Autos sind auf den parallelen Autostrecken unterwegs. Eine Win-Win-Situation.
Veloroute schafft Win-Win-Situation
Berechtigte kritische Rückfragen kamen, wie viele Radfahrer denn da fahren sollen, was man erwartet. Wie bei der Veloroute 4 macht man hier ein Angebotsplanung. Man verbessert das Angebot, damit mehr Radfahrer fahren. Ein gutes Potential ist da. Im Außenbereich, Richtung Timmerlah geht es auch um Verkehrssicherheit. Hier hatte Fahrradstradt Braunschweig 2019 ein Geisterrad für einen getöteten Radfahrer aufstellen müssen. Auch im weiteren Verlauf in der Isarstraße wurden Bedenken zu Parkplätzen geäußert. Was die Stadtverwaltung in dieser Passage aber vorschlagen wird, darauf sind wir alle gespannt.
Erste Bürgerbeteiligung mit Videoübertragung
Die Veranstaltung mit dem Titel dritte Veloroute hatte auch zum ersten Mal eine Videoaufzeichnung mit der Möglichkeit zur Beteiligung per Email. Das war eine erstklassig gemachte Übertragung. Auch Fragesteller am Mikro konnte man gut sehen. Es gibt eine Aufzeichnung der Veranstaltung auf Youtube. Da wir auf unserer Seite keine Cookies verwenden, ist der folgende Link nicht eingebettet. Daher mit eigenen Einstellungen zum Datenschutz:
Youtube-Aufzeichnung unter https://www.youtube.com/watch?v=dQtIRnxRLOo
Die Braunschweiger Zeitung hat es mit einem Artikel von Katja Dartsch geschafft, die Entscheidung zum Routenverlauf zu übergehen und auch den eigentlichen Vorteil der Velorouten zu verscheigen und stattdessen viel Raum mit der Frage von Parkplätzen zu verbrauchen. Die fallen hier aber gar nicht weg. Immerhin brachte die Bürgerbeiteiligung wieder den Klassiker: “Hoffentlich fallen keine Parkplätze weg, damit das Leben noch möglich ist.” Aber keine Sorge, es fallen kaum Parkplätze weg und das Leben wird auch noch möglich sein.
Wie geht es weiter?
Die Route wird aktuell in den Bezirksräten beschlossen und ist bald im AMTA. Dann soll es in die Feinplanung gehen. Wann wir die genaueren Pläne sehen, ist noch offen.