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Radschnellweg Wolfenbüttel – verkehrspolitische Radtour des VCD im Juni

  • von
Organisatorin Christine Ebeling

Die zweite verkehrspolitische Radtour 2023 des VCD führte die Teilnehmer entlang eines möglichen Verlaufs des Radschnellwegs (RSW) Braunschweig- Wolfenbüttel.
Wer nicht viel lesen will, für den gibt’s auch ein Video ganz unten oder auf youtu.be/d1qYm88JuH8.


Eine besonders heikle Passage sollte einigen Raum bekommen – der Rüninger Weg. Hier war nach den Zeitungsartikeln über gefährliche Nötigungen gegenüber Radfahrern der Eindruck eines stellenweise rechtsfreien Raums entstanden. Politik und Verwaltung gaben sich allerdings zunächst relativ wenig entschlossen gegenüber konkreten, sofortigen Maßnahmen wie dem Entfall der Parkplätze im Straßenverlauf. Die Tour begann an der VW-Halle, vorbereitet durch Christine Ebeling und Stefanie Bültemann.

Tourverlauf und Veloroutenkorridor

Die wichtigste Tugend für Radschnellwegeplanung ist Geduld. Es sind mehrere Kommunen beteiligt, es werden Fördermittel benötigt, welche umständlich und personalintensiv beschafft werden müssen, Trassen geplant und Bürger befragt werden.  Der Regionalverband Braunschweig hatte das Prozedere bereits mehrere Jahre lang mit einem RSW zwischen Wolfsburg und Braunschweig vor, nur um dann am Widerstand der Gemeinde Lehre zu scheitern, welche nur geringes Interesse an einem solchen Projekt hat. Damit wurde die Route immer unwahrscheinlicher, so dass der Verband die weitere Planung zunächst aufgab.

Doch beginnen wir die Tour durch den Bürgerpark und entlang des Südsees bis zum Rüninger Weg. Hier findet sich ein wichtiges, ca. 900 m langes Verbindungsstück zwischen dem Ende des Ortskerns Stöckheim und dem Abzweig zum Südsee. Wenn man Lust auf Demos hat, hier wäre ein schöne Gelegenheit.

Hans-Jürgen Voss und Frauke Rösick am Rüninger Weg

Wir hörten zunächst die Beschreibungen von Frauke Rösick, die diese Strecke als Berufspendlerin fährt. Sie blätterte die ganzen Konflikte zwischen allen Verkehrsteilnehmern auf. Doch auch ihre Präsenz beim Bezirksrat am Tag zuvor sowie die Stellungnahmen von VCD, Fahrradstadt Braunschweig und ADFC hatten bis dato zu keinem großen Bewusstseinswandel geführt. Zum Entfall des Parkregelung kam es zunächst nicht. Da laut Stadtverwaltung ein Tempo 30 nicht möglich war, hatte die Ini Fahrradstadt eine vollständige Lösung mit einem verkleinerten, echten Gehweg und einem Zweirichtungsradweg auf der südwestlichen Straßenseite vorgeschlagen, insofern der Durchgangsverkehr beibehalten werden soll.

Vorschlag Fahrradstadt Braunschweig
aktueller Bestand

Thilo Neumann vom ADFC Wolfenbüttel stellte nun die Notwendigkeit des Durchgangsverkehrs in Frage.  Allerdings kam er zu einem anderen Vorschlag, der Widmung des Rüninger Wegs als Fahrradstraße. Damit würden Umbau und Tempofragen hinfällig. Sicher wird es einen bürokratischen oder juristischen Grund geben, warum das nicht möglich ist, wie wir es bei vielen sinnvollen Vorhaben sehen. Welcher genaue Grund diese Lösung allerdings verhindert, bleibt unklar. Burkhardt Plinke stellte fest: hier muss etwas geschehen, wir bleiben dran. Nach gemeinsamer Fahrt im Verband und aufgrund unserer Gruppengröße ging unsre Fahrt unbehelligt vom KFZ-Verkehr durch den Rüninger Weg, am Ortskern und auch den Neubaugebieten weiter über die Felder.Der Weg steigt an und Kurz vor Erreichen der Autobahn knickt dieser nach rechts ab, um nach 15m Höhenverlust die Autobahn zu unterqueren und die gleiche Stelle mit der gleichen Höhe auf der gegenüberliegen den Seite wieder zu erreichen. Keine Kommune hat Lust, hier eine Brücke zu bauen.
Sinnvoll wäre sie. Einen Kilometer weiter im Norden ist diese Brücke für den Autoverkehr sogar zweispurig mit Überbreite für eine einzige Fahrtrichtung nach Süden. Es ist ganz erstaunlich, wie man mit Bürokratie sinnvolle Lösungen Jahrzehnte verschleppen kann. Denn dass genau diese Route sinnvoll ist, erklärte Thilo Neumann beim zweiten Stopp. Grundsätzlich sind alle Strecken denkbar. Doch keine einzige hat so wenige Nachteile wie die, welche vom dichten Zentrum Wolfenbüttels durch eine ruhige Wohngegend später am Waldrand entlang direkt nach Stöckheim führt. Weiter östlich gibt es Schwierigkeiten im Verlauf, vor allem im Heidberg, weiter westlich ist entweder hochwassergefährdete Passagen, oder die Strecke liegt zu weit weg vom verkehrlichen Bedarf in Wolfenbüttel. Diese Brücke heute schon zu bauen, wäre kein Fehler. Mögliche Sorgen um die Nutzung von Wegen der Feldmark Interessengemeinschaft begegnete Detlev Kühn mit der Feststellung, dass diese Wege ohnehin ins kommunale Eigentum überführt werden würden. Hier besteht kein Problem.


Auch über den zeitlichen Verlauf gab Thilo Neumann uns noch einmal Auskunft.
Einen gelassenen Ausklang gab es im Gemüsescheune, den ein Tourteilnehmer und Redakteur des Artikels schon als Gemüseladen missdeutet hatte.
Aber schaut selbst:

Was für eine Fehleinschätzung.

Ach, und wann kommt er nun, der höchst sinnvolle Radschnellweg? Im Deutschlandtempo?
Der RSW nach Wolfenbüttel ist also nun schneller fertig als der nach Wolfsburg, aber was bedeutet das? 2029. Eine ungläubiges Staunen in der Runde der etwa 20 Teilnehmer.

der Blick auf der favorisierten Route nach Braunschweig
der gleiche Blick aus der Höhe: hier fehlt die Brücke
An Geld für Straßenbau scheint es nicht zu mangeln

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