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Offener Brief: Gelegenheit für temporäre Radspuren und offene Straßen nutzen

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Gemeinsam mit 12 weiteren Initiativen und Verbänden, darunter MoveBS, ADFC, VCD und der AStA haben wir der Braunschweiger Politik und Verwaltung einen offenen Brief geschrieben.

Ausgangspunkt ist der stark zunehmende Fuß- und Radverkehr bei gleichzeitiger Abnahme des Autoverkehrs während der COVID-19 Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen des Gemeinlebens. Die Unterzeichner regen an, kurzfristig Verkehrsflächen im Interesse der Gesundheit der Menschen neu einzuteilen und temporäre Radspuren und für Fußgänger geöffnete Straßen zu schaffen. Gerade jetzt ist es wichtig, den Menschen mehr Gelegenheit zur sicheren Bewegung und Erholung im Freien zu geben.


Der folgende offene Brief kann gerne für Presseveröffentlichungen genutzt werden. Die Urheberrechte der Bilder ermöglichen eine Nutzung.
Offener Brief als PDF


Offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig und die Fraktionen im Rat der Stadt

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Markurth,
Sehr geehrter Herr Stadtbaurat Leuer,
Sehr geehrte Fraktionsvorsitzende,

Viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger steigen zurzeit um aufs Fahrrad. Auf dem Ringgleis kommen sich die Radfahrerinnen und Radfahrer schon gefährlich nahe. Am 5.4.2020 wurden 7.000 Nutzer gezählt, was einem Vielfachen der sonstigen Spitzenwerte entspricht! Noch nie sind so viele Braunschweiger*innen Rad gefahren.
Wie wäre es, wenn Sie dafür sorgen, dass dem Radverkehr kurzfristig mehr Platz eingeräumt wird?

Das sagt die ehemalige Stadtplanungs-Dezernentin von New York Janette Sadik-Khan. Und das hat sie getan. Zug um Zug Autofahrstreifen dem Rad- und Fußverkehr zugeschlagen.

Fahrradfahren wird empfohlen, weil es gesund ist, die Abwehrkräfte stärkt und die Ansteckungsgefahr mindert. Das bleibt immer richtig.

Braunschweig beweist, dass man im Angesicht einer unmittelbaren Krise schnell und entschlossen handeln kann. Die Corona-Krise wird vorbeigehen, die Menschheit steht aber weiterhin vor der Klimakrise.

Die Kreuzung Ringgleis / Hildesheimer Straße: Keine Autos, Massen an Fußgehenden und Radfahrenden
Bild: Leonhard Pröttel

Wir fordern Sie auf, kurzfristig mehrere Straßen für den Fuß- und Radverkehr zu öffnen und entlang von Hauptverkehrsstraßen Fahrstreifen zu Radwegen zu markieren, damit die Braunschweiger*innen diese Krise durchstehen und an ihr wachsen können.

Offene Straßen, in denen der Autoverkehr nur für Anlieger frei ist und die in ganzer Breite Fußgehenden und Radfahrenden zur Verfügung stehen ermöglichen es Menschen Freizeit im Freien und Social-Distancing zu verbinden. So könnten die Kastanienallee, der Wallring und die Kreuzstraße eine durchgehende Verbindung von Osten nach Westen für die Menschen bieten. Bei dramatisch reduziertem Autoverkehr und steigendem Platzbedarf von Fußgehenden und Radfahrenden bietet sich diese Maßnahme dringend an.

Entlang großer Hauptverkehrsstraßen sollen Fahrstreifen zu Radwegen oder Mobilitätsspuren für Radfahrende und/oder den ÖPNV markiert werden. Nicht nur der Freizeitverkehr braucht mehr Raum, auch der Berufsverkehr auf dem Rad, Lieferdienste, Busse und absehbar Krankentransporte müssen ausreichend Platz haben, um auf dem Hauptstraßennetz voran zu kommen. Genauso, wie die Stadt dies schon einmal für zwei Stunden auf der Hagenbrücke getan hat. Der reibungslose Verlauf hat gezeigt: Es funktioniert!

An der Hagenbrücke wurde bereits 2019 während einer Demonstration eine temporäre, geschützte Radspur eingerichtet.
Bild: Konrad Schöller
Berlin schafft einfach und günstig mehr Platz für Radfahrende, damit diese sicher ihre notwendigen Wege zurücklegen können.
Bild: Peter Broytman, CC0 (gemeinfrei)

Der ÖPNV muss nach der Krise wieder wichtiger Bestandteil im Mobilitätsmix werden. Dazu bietet sich heute die Gelegenheit die nötigen Flächen zu sichern, und Verkehr leiser und energieeffizienter abzuwickeln. Nie war der Handlungsdruck im Kampf gegen den Klimawandel stärker, nie die Verantwortung von Politik und Verwaltung für die Menschen größer, nie die Bereitschaft der Menschen sich und die Gesellschaft zu wandeln spürbarer. Wir stehen an einem Wendepunkt. Die gesparte Energie und das aktuell entspanntere städtische Lebensgefühl zeigen, wie positiv ein gesellschaftlicher Wandel wirken kann.

Mit freundlichen Grüßen,

Initiative Fahrradstadt Braunschweig
Matthias Leitzke

MoveBS
Leonhard Pröttel

Verkehrsclub Deutschland VCD Braunschweig
Harald Walsberg

Parents for Future
Rike Adam

Regionale Energie- und Klimaschutz-Agentur REKA
Heiko Hilmer

Extinction Rebellion Braunschweig
Marten Reiss

attac Braunschweig
Christoph Sündermann

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club ADFC Braunschweig
Susanne Schroth

Braunschweiger Forum
Hans-Walter Fechtel

AStA der TU Braunschweig

Bürgerinitiative Baumschutz Braunschweig
Edmund Schulz

Greenpeace Braunschweig
Max Kannenberg

Fahrrad- und Verkehrs-AG des AStA der TU Braunschweig
Markus Grebenstein

Vorschlag für ein Netz hochwertiger Fuß- und Radverbindungen
Bild: Leonhard Pröttel

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